Alexey Romashov, 26. März 2014

Kategorie: Interviews Veröffentlicht: Freitag, 28. März 2014 Geschrieben von Bärbel Schulze

Alexey Romashov
Alexey Romashov: Es war der Traum meines Lebens, an den Olympischen Winterspielen in Sotschi teilzunehmen

Am Ende der Saison 2013/2014 sprachen wir mit dem 21jährigen russischen Skispringer Alexey Romashov aus Sankt Petersburg über seinen Weg zum Sport, seinen Blick auf die Saison und wie er die Olympischen Winterspiele in seiner Heimat erlebt hat.

Alexey, erzähl uns doch bitte etwas über deine Familie, wie bist du aufgewachsen?

Meine Familie ist ziemlich groß. Sie besteht aus meinen Eltern, Geschwistern (3 Schwestern, 2 Brüder), meiner Oma, und vielen Neffen und Nichten. Ich bin das jüngste Kind. Meine Kindheit war gut, ich denke, ich war gut versorgt und war ein ganz normales Kind.

Wie bist du Skispringer geworden und wann hast du damit angefangen?

Zuerst fing mein Bruder mit Skispringen an. Einmal besuchte ich ihn mit meinen Eltern als er im Trainingslager war. Bereits im nächsten Winter ging ich zusammen mit meinem Bruder zur K-60-Schanze, um von ihrem Aufsprunghang abzufahren und das hatte mir gut gefallen. Und allmählich lockte dieser Sport mich. Da war ich 8 Jahre alt.

Hast du ein Vorbild oder mehrere?

Simon Ammann. Ich finde seine Sprungtechnik faszinierend. Und vor Olympischen Spielen bewundere ich es immer, wie toll er sich auf ein solches Ereignis vorbereitet. Er kann sich zusammenreißen und zur rechten Zeit sein Maximum abrufen.

Eine lange und anstrengende Saison ist zu Ende gegangen. Wie fällt dein Fazit aus, bist du zufrieden?

Ich bin sehr zufrieden, dass ich an den Olympischen Spielen teilnehmen konnte. Das war das Ziel meines Lebens! Aber ganz ehrlich, ich bin frustriert wegen meiner Ergebnisse, weil ich dachte, dass ich das besser machen könnte. Und insgesamt plante ich, diese Saison auf höherem Niveau zu verbringen.

Wie war es für dich, an den Olympischen Winterspielen in Sotschi teilzunehmen? War der Erwartungsdruck (dein eigener und der der Öffentlichkeit) besonders groß? Wie waren deine Eindrücke, wie hast du die Spiele erlebt?

Das war so ein tolles Gefühl in Sotschi bei den Winterspielen zu sein und dabei fühlte ich so eine große Verantwortung gegenüber allen, die ich kenne und meinem Land. Und möglicherweise störte es mich ein bisschen, oder umgekehrt half es – ich weiß das nicht (lacht). Aber das war so angenehm, so eine große Aufmerksamkeit an meiner Person zu spüren, und so viele Menschen wünschten mir Erfolg und Glück und so weiter. In Sankt Petersburg konnte man Plakate mit meinem Foto sehen! Ganz allgemein war es cool. Die Hauptsache war, dass ich ganz ruhig an den Start gehen konnte. Vor den Spielen machte ich mir immer Sorgen vor dem Sprung, aber in Sotschi hatte es ich nur einmal gefühlt – vor der Qualifikation auf der Normalschanze. Und danach war ich ganz ruhig und konnte alles machen, was die Trainer mir gesagt hatten.

Du bist die ganze Saison über unterwegs für Wettkämpfe und Trainingslager. Warst du eigentlich zwischendurch mal zu Hause? Wenn ja, wie viele Tage zwischen Ende November und Ende März? Ist dieses Leben nicht sehr anstrengend?

Oh…ganz ehrlich, das ist das Hauptproblem meines Lebens, dass ich total selten zu Hause sein kann. Es macht mich müde, immer unterwegs zu sein. Ich will mich erholen, ein bisschen Zeit mit der Familie verbringen, meine Freunde treffen und mehr mit meiner Freundin zusammen sein. Sonst sehen sie mich alle nur im Fernsehen. Aber wie viele Tage ich zu Hause war, kann ich nicht sicher sagen, aber ich denke höchstens ein Monat, eher weniger.

Wie ist der Zusammenhalt im Team unter den Sportlern und auch mit den Trainern und Betreuern? Wie ist der Kontakt zu den Sportlern der anderen Nationen? Gibt es auch nationenübergreifende Freundschaften unter den Springern?

Was nationenübergreifende Freundschaft betrifft, kann ich hier leider nicht sehr viel sagen. Möglicherweise existiert das. Aber ich kann nicht über mich sagen, dass ich so ein geselliger Typ bin und Fremdsprachen kann ich nicht so gut, um mit Sportlern aus anderen Ländern zu kommunizieren. In unserem Team und auch mit den Trainern ist damit alles in Ordnung.

Das russische Team war fast immer nur mit Vassiliev, Kornilov, Hazetdinov und dir unterwegs. Da hatte man manchmal den Eindruck, dass ein wenig der Konkurrenzkampf fehlt. Doch mit Mikhail Maksimochkin, der schon ein paar Mal mit super Sprüngen aufhorchen ließ, ist gute Verstärkung in Sicht. Vielleicht kommt ja auch noch der Kombinierer Evgeny Klimov dazu. Wie siehst du das, freust du dich über Konkurrenz oder fürchtest du um deinen Platz im Team?

Nein, ich bin sicher nicht traurig, weil ich denke, dass sich die Sportler in unserem Land steigern müssen und Konkurrenz hier nur eine positive Rolle spielen kann. Wenn es passiert, dass ich meinen Startplatz in der Nationalmannschaft verlieren sollte, so haben wir jetzt moderne Skisprungkomplexe in Russland, auf denen ich zu Hause trainieren kann. Das fehlt mir jetzt. Und in der Perspektive wird man bei uns internationale Wettkämpfe austragen. Und wenn ich mich gut präsentieren kann, dann bekomme ich sicher die Chance, wieder in das Team zurückzukehren.

Was sind deine Ziele für die nächste Saison und generell?

Ganz ehrlich, ich habe mir noch keine Ziele für die nächste Saison gestellt. Ich muss noch diese Saison gut beenden, ich nehme gerade an den russischen Meisterschaften teil. [Im Wettbewerb von der Normalschanze belegte Alexey heute den 3. Platz - d. Red.]

Und gleich danach werde ich mein Fazit ziehen und überlegen, was ich erreichen will.

Vielen Dank, daß du dir die Zeit genommen hast, uns so ausführlich zu antworten, Alexey! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg!

Ein herzlicher Dank geht auch an Dasha Mashkina für die Übersetzung der deutschen Fragen und russischen Antworten in die jeweils andere Sprache.

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